Franks Legenden

Wenn ich mit Normalen red', geht jeder Satz so Los:
Einmal, im Zeltlager, boar war das famos!

Es ist schon komisch, obwohl ich schon so oft im Zeltlager war, ist es jedes mal das Gleiche: Ich kann es
einfach nicht abwarten, bis es wieder los geht. Schon Wochen, bevor wir das Ohrntal auf den Kopf stellen,
kann ich an nichts anderes mehr denken. Es ist echt furchtbar. Ich habe Heimweh ohne Ende!
Heute morgen hat mich die liebe Sonne geweckt, lange bevor mein Wecker eigentlich läuten sollte.
Ich hab natürlich vom Zeltlager geträumt.

Von was hätte ich auch sonst träumen sollen. So im Halbschlaf bin ich noch total im Land of Green und stell
mir vor, wie dort ein neuer Tag beginnt.

Das Zelt war nicht ganz zu und mich kitzelt so ein freundlicher Sonnenstrahl wach. Abgesehen vom
Plätschern des Baches und dem Zwitschern der Vögel ist es absolut still. Irgendwie kann ich nicht mehr
schlafen. Morning has broken und ich bin hellwach. Also raus aus dem Zelt, schau mer mal, was da so geht.
Der Himmel ist hellblau-grau, es wird ein wunderschöner Tag werden. In der Feuerstelle raucht noch so ein
kleines Wölkchen. Der Banner steht stolz in der Zeltplatzmitte, Küchen- und Mannschaftszelt sind noch zu.
Schon seltsam, der ganze Zeltplatz ist so friedlich. Diese Minuten könnten ewig andauern. Die Erde ist
schön.

Nachdem ich für die Leitis einen Kaffee aufgesetzt habe, beschließe ich, im Frühtau zu Berge zu gehn und
mich oben an den Hang zu setzen, den Zeltplatz zu beobachten und ein bisschen die Stille zu genießen.
Danke für diesen schönen Morgen!

Noch schlafen alle Teilis und Leitis. Es ist seelenruhig. Mein Blick schweift über den Zeltplatz: Links steht
das Mannschaftszelt, daneben das Küchenzelt. Direkt daneben steht ein Leiti-Zelt, gefolgt vom Materialzelt.
Dann kommt ein neues Zelt: Ein Sudan. (Ich freu mich echt schon auf meine erste Nacht im Sudan). Gleich
daneben das zweite Sudan. Dann kommt der Halbkreis der Agadir-Zelte. Irgendwo in der Nähe der
Fischteiche schnarcht jemand so laut wie das Sägewerk in Schuppach. Vom Sound her, könnte es der Marc
sein.

Irgendwie muss ich ans Zeltlager 1993 denken. In diesem Jahr hatten wir definitiv die meisten Überfälle. 13
Überfälle in 11 Nächten! Jedenfalls: Eines Tages kam einer, also ein Überfall. Es ist so hell wie jetzt. Ich
hatte keinen großen Bock auf Nachtwache und hab im Küchenzelt einen Brief geschrieben, als ich im
Reißverschluss-Spalt des Küchenzeltes (Dieser glücklicherweise den Blick auf den Banner freigab)
jemanden sehen konnte, der sich an der Glocke zu schaffen machte. "Scheibe! [das war damals noch
üblicher Zeltlagerslang!] Ein Überfall!", geht mir durch den Kopf. Zack! Stürm' ich raus, dem Überfäller
entgegen, der mich schon bemerkt hat und sich in Richtung Holzbrücke davon macht. Aber die Guten sind
schneller! Ich bin ihm dicht auf den Fersen. Kurz vor dem Wasserfass spring ich aus dem Lauf nach vorne
und hechte mich ihm hinterher. So wie sonst auch, erwisch ich ihn und schließe meine Arme um seine
Knöchel, meinen Gesicht dreh ich zur Seite. Autsch! Zack! Knallt es mich auf den Oberkörper. Aber noch viel
besser: Ihn knallt es auch ordentlich auf die Fresse. Direkt nach dem Sturz setz ich mich auf seinen Rücken
und sage: "Gefangen!" Boar, das hätte auch schief gehen können... Du musst dir vorstellen, das war erst
mein zweites Jahr als Leiti. Wenn der Gammler den Banner geklaut hätte... Huihui. Ich war stolz wie Oskar,
so spektakulär einen Überfäller zu fangen. Und ich hab auch noch meinen Lieblingsleiti aus dem ZL 1991
gefangen, den Süpf. Der war dann noch ordentlich zufrieden mit meiner Leistung ("Du kriegst 'ne Tüte
Überfall-Gummibärchen extra!)" Als er am nächsten Morgen nochmal vorbeikam, um die Auslöse zu bringen
hat er mir seinen aufgeschürften Ellbogen gezeigt und gemeint, er wär stolz auf mich! Und das war ich dann
auch! *Angeb, angeb!*
Jaja, ... ZL war damals schon fett legendär!

Ich möcht' so gern nach Schuppach heim
Freunde, Spiel und Spaß
Ein richtig schöner Überfall
Ja, das wär' jetzt was!
Ich möchte' so gern nach Schuppach heim
Teilis weit und breit
In meinen Träumen rauscht der Bach
Doch Schuppach das ist weit!

So ungefähr five hundred Miles...
Also sitz ich da oben und genieße das Bachrauschen. Plötzlich hör ich, wie ein Zeltreißverschluss aufgeht:
"Zzzzzzzzzzzzzt!" Ich schau rüber und, wie im Zeltlager 1994 in Sigmaringen an der Donau, steckt ein Teili
seinen verschlafenen Kopf raus, kotz direkt vor den Eingang, zieht den Kopf wieder rein und macht das Zelt
wieder zu "Zzzzzzzzzzzzt!". Fertig. Klingt so erzählt vielleicht ein bissl komisch, war aber direkt so. Lustig ist,
dass der Gute am nächsten Morgen von nichts wusste. Der muss währenddessen geschlafen haben ;-) Das
war damals eh das Super-Kotz-Zeltlager. Über 20 Leute mussten sich übergeben. Wir wollten damals überall
auf dem Zeltplatz wo jemand ein Spuckerlä machen musste, ein Fähnchen mit einem "K" reingestecken,
hammer aber dann doch gelassen. Später haben wir herausgefunden, dass wir wahrscheinlich verdorbene
Würste bekommen hatten. Zum Glück erst einige Tage später kamen ein paar Leute vom Wirtschaftskontrolldienst (ja, das gibt's wirklich, die schauen, ob es bei uns hygienisch zugeht - Ironie des
Schicksals...). Ich stand so neben Kerstin im KüZ und wir haben uns ganz nett mit den Zweien unterhalten.
Kerstin erzählt denen gerade, dass wir unsere Eier vom Bauer Strobbel kriegen. Da meint der eine ganz
beiläufig: "Ach, vom Salmonellen-Strobbel..." Dem Zweiten war das wohl peinlich, denn der hat dem Ersten
mit dem Ellbogen - gaaaanz unauffällig - einen in die Rippen gegeben. Naja... dann wissen wir wenigstens,
wohers kommt...

Aber in Schuppach passiert sowas ja nicht. "D'r Schmauder isch zwar deier, aber der macht a guude
Worschd!", sagt die Martha - die Frau vom Walter - immer.

Ich möcht' so gern nach Schuppach heim
Freunde, Spiel und Spaß
Ein richtig schöner Überfall
Ja, das wär' jetzt was!
Ich möchte' so gern nach Schuppach heim
Teilis weit und breit
In meinen Träumen rauscht der Bach
Doch Schuppach das ist weit!

Auf einmal hör ich dieses schöne Geräusch, wenn jemand auf diese lockeren Planken auf der Holzbrücke
tritt: "Doinkbzzm!" Ich schau rüber und wen seh ich da? Einen nicht näher genannten Leiti im Zeltlager 1995,
auch eines der legendärsten überhaupt, Hein! Zum ersten Mal war Hein im ZL dabei und schon wusste er
über alles richtig gut bescheid. "Ah was! Schlafsack und Iso-Matte brauchen bloß Schwächlinge. Meine zwei
Decken reichen völlig aus!" In dieser Nacht kam Hein allein in meiner Nachtwache 5 (fünf!) mal raus, weil er
eine Blasenentzündung hatte. Hihi, Schadenfreude ist doch was Witziges ;-) Ich glaube, diesen Prozess
nennen wir LERNEN. Aber Hein war halt schon immer ein bissl ANDERS. Also... that's what OTHERS say....
Das war übrigens auch das Zeltlager, indem Lisa zum ersten Mal dabei war. Da gibt's ein endgeiles ZLVideo,
das sollten wir uns eigentlich mal anschauen. Darin eine Szene: Lisa steht vor dem Küchenzelt und
hat einen RIESEN-Melone-Schnitz in Händen, vergräbt quasi ihren kompletten Kopf darin und sagt mit
vollem Mund: "Ja dann grüß ich mal meine Oma...."

Ich möcht' so gern nach Schuppach heim
Freunde, Spiel und Spaß
Ein richtig schöner Überfall
Ja, das wär' jetzt was!
Ich möchte' so gern nach Schuppach heim
Teilis weit und breit
In meinen Träumen rauscht der Bach
Doch Schuppach das ist weit!

Beim Blick zum Lagerfeuer fällt mir eine Geschichte ein, die noch nicht ganz so alt ist, aber durchaus schon
Legenden-Charakter hat: Der berühmte Sekundenschlaf der Familie L. in seiner schönsten Form...
Selten so gelacht, wie in dieser fantastischen Vorzelten-Nacht. Vorzelten heißt ja, dass noch keine Teilis da
sind. Also gibt's auch keine Nachtwache und die Leitis gehen halt schlafen, wann sie Lust haben. craM, iffaR
und hci (Namen mit brandneuem Code verschlüsselt) sind mal wieder die letzten und haben gerade noch ein
Lied gesungen, als wir - keine Ahnung warum - uns plötzlich sowas von schief lachen müssen. Wir lachen
uns Tränen, einen Ast und was man sich sonst noch so lachen kann. Vor allem iffaR lacht extrem
körperbetont. Man muss sich das mal vorstellen, da bekommt das Wort Schenkelklopfer endlich einen Sinn!
Und Schenkelklopfer war da noch untertrieben. iffaR hat für einen Schlagzeuger - ach was sag ich - für einen
ganzen Schlagzeuger-WORKSHOP schenkelgeklopft. Wir sitzen also auf unserer Gemütlichbank und lachen
uns schepps, als der iffaR urplötzlich aufhört mit Schenkelklopfen...

Also das, was jetzt kommt, musst du wissen, hat sich in garantiert weniger als 3 Sekunden abgespielt.
iffaR hört also auf einen Schlag auf mit dem Schenkelklopfen. Ich schau zu ihm rüber, seine Augen sind zu.
Dann knicken seine Knie ein, er rutscht von der Bank in die Lagerfeuergrube. Beim Runterrutschen macht er
die Augen wieder auf, setzt sich sofort auf die Bank und fragt: "Wie lange habe ich geschlafen????" Danach
lacht er weiter und macht den Schlagzeugern alle Ehre... Du kannst dir nicht vorstellen, wie komisch diese
Situation war. Wir haben uns kringeliger gelacht, als eine Portion Calamaris.

Ich möcht' so gern nach Schuppach heim
Freunde, Spiel und Spaß
Ein richtig schöner Überfall
Ja, das wär' jetzt was!
Ich möchte' so gern nach Schuppach heim
Teilis weit und breit
In meinen Träumen rauscht der Bach
Doch Schuppach das ist weit!

Kannst du dich noch an das Zeltlager 1999 erinnern? Ich hab das noch in Erinnerung als wär's Yesterday
erst passiert. Wir waren in Ehringshausen und Mattze war zum ersten Mal Leiti. Und auch er musste diesen
Prozess durchmachen, der weiter oben als LERNEN beschrieben war. Allerdings stellte sich Mattze
wesentlich schlauer an als eine ANDRE Person. Er beschloss lieber durch abgucken und nachmachen zu
lernen, als nur durch eigene Erfahrung. Aber auch diese Taktik kann Probleme bereiten, wie folgende
Anekdote beweist:

Wir waren so in der dritten Nacht, jener legendären Nacht, in der Mattze seine erste Nachtwache und auch
noch seinen ersten Überfall, wo zwei oder drei Überfäller kamen, erleben sollte. Mattze hatte die Schicht von
3 - 6 und ich die von 0 - 3. Zum Schichtwechsel bin ich noch ein bisschen mit Mattze draußen geblieben, um
ihm noch eine Runde zu laufen. Nachdem wir beschlossen hatten, dass es eine ruhige Nacht würde, bin ich
ins Zelt. Gerade als ich mühsam einen Stiefel aufgeknotet und ausgezogen hatte, höre, wie vom freien Feld
her ziemlich schwere Schritte auf den Zeltplatz zutrampeln. Oh Schitt. Also mit Vollgas wieder in die Stiefel
rein, zum Zuknoten war keine Zeit, und mit offenem Schuh raus aus dem Zelt. Und da war er auch schon,
der Überfäller. Nichts wie hinterher. I will follow him! Und nach ein paar Schritten spiel ich wieder den
Unknown Stuntman, mache den üblichen Hechtsprung, Arme um die Knöchel, Gesicht zur Seite und
"WUMMS" liegt er da. Schnell auf den Rücken gesetzt und noch "Gefangen!" gesagt, freu ich mich, dass ich
ihn habe. Mattze - immer noch im Lern-Modus - hat mich beobachtet. "Ah so geht das also!" Und da kommt
auch schon der nächste Überfäller. Mattze hinterher, Hechtsprung, Arme um die Knöchel und "wümmschen",
liegt es da, Mattze obendrauf. Ist schon eine Wild World bei uns im ZL.

Das war ihm fall ganz schön peinlich, dass er sich da auf die kleine, zierliche, nicht mehr ganz junge Frau
gesetzt hat, die früher mal seine Religions-Lehrerin war... Nun ja: Die Wissenschaft hat festgestellt,
festgestellt, festgestellt, dass der Überfäller in den Dreck 'nei fällt...
Aber dennoch hat sich Mattze ganz köstlich amüsiert.

Und da war da noch das Zeltlager 1997. Wie jeder weiß, ging das ja in die Geschichte ein, als das "Zeltlager
der Liebe".

Es gab Gute-Nacht-Küsschen ohne Ende und immer nach der Lagerfeuerrunde, wenn's Dunkel war, haben
sich die Pärchen am Pegel und an den Fischteichen getroffen und haben einen Skandal im Sperrbezirk
gemacht. Dann sind sie Händchen haltend unsere Country Road in Richtung Stone-Bridge gelaufen. Gell,
leiruM! (Name verschlüsselt)

Ich möcht' so gern nach Schuppach heim
Freunde, Spiel und Spaß
Ein richtig schöner Überfall
Ja, das wär' jetzt was!
Ich möchte' so gern nach Schuppach heim
Teilis weit und breit
In meinen Träumen rauscht der Bach
Doch Schuppach das ist weit!

Ich sitze also oben am Hang und beobachte, wie die Sonne langsam hinter den Bäumen vorkommt. Ich
schau so rüber zum Kühlschrank und mir fällt die Szene ein, wie wir Leitis uns reihum wundern: Was sollen
wir trinken? Und warum schmeckt das Bier so komisch? Grade als ich mir Jennys ungläubigen Blick
vorstelle...

... klingelt mein Wecker.

Ich möcht' so gern nach Schuppach heim
Freunde, Spiel und Spaß
Ein richtig schöner Überfall
Ja, das wär' jetzt was!
Ich möchte' so gern nach Schuppach heim
Teilis weit und breit
In meinen Träumen rauscht der Bach
Doch Schuppach das ist weit!

Es hilft nichts, ich stehe auf. Aber ich habe riesig gute Laune, weil ich soviel ans Zeltlager gedacht habe. Ich
fühl mich wie über den Wolken. I am Sailing. Wir können uns echt glücklich schätzen, dass wir immer in
Schuppach zelten dürfen. Danket dem Herrn...
Schoch.

Hier in Bayern ist echt Tote Hosen, vor allem in den Straßen unsrer Stadt. Aber das macht nichts. Bald bin
ich wieder daheim und genieße das Leben im Zeltlager mit den besten Teilis und Leitis der Whole World!
Zeltlager! Lasset uns gemeinsam!